In der stratum lounge treffen Menschen auf Themen, Worte auf Emotionen, Autor(inn)en auf Leser(innen). Hier bildet sich der aktuelle Nachhaltigkeits-Diskurs ab und Transformationswissen wird lebendig. Diskutieren Sie mit, um die Welt zu verstehen. Bilden Sie sich eine Meinung oder lassen Sie sich verunsichern. Helfen Sie mit, die Dinge auf den Punkt zu bringen.
Im Podcast bringen wir die Themen noch einmal auf den Punkt.
Dass Wirtschaft dem Menschen dienen sollte und nicht umgekehrt, dürfte auf breite Zustimmung stoßen. Doch die Frage, wie sich Unternehmen auf demokratische Weise so organisieren lassen, dass sie sowohl wirtschaftlich erfolgreich sind als auch emanzipatorischen Zielen von Gleichberechtigung und Herrschaftsfreiheit dienen und am besten auch einer nachhaltigen, klimaneutralen Ökonomie zum Durchbruch verhelfen, ist weniger einfach zu beantworten.
Weil im Umweltbundesamt nach 14-jähriger Förderung ein fast schon zur Institution gewordenes Projekt (der Netzwerk21Kongress) auslief, standen die Beteiligten vor der Frage, „was zukünftig helfen könnte, damit Nachhaltigkeitsinitiativen sich auch ohne externe Förderung“ entwickeln und Erfolg haben können. Das war die Chance für Raban Daniel Fuhrmann, der als Prozessbegleiter seit langem unterwegs ist, viele seiner erprobten Tools einmal zusammenzufassen und einen großen Reigen von „Canvases“ vorzulegen, mit deren Hilfe Projekte von der Ideenentwicklung bis zur Transferphase systematischer arbeiten können.
Zwei Menschen aus Thüringen ziehen nach Berlin – dem Ort „einfacher Möglichkeiten“, sich weiterzuentwickeln – und starten hier den Selbstversuch eines ökologisch verantwortungsbewussten und sinnstiftenderen Lebens. Pro Person wollen sie mit 990 Euro im Monat auskommen und trennen sich deshalb schon vor dem Umzug von vielen Dingen, verkleinern ihren Wohnraum, verkaufen das Auto und stellen Verträge und Verpflichtungen ihres bisherigen Lebens auf den Prüfstand. Nick Schramm und Carolin Rüffert, so heißen die beiden, haben über ihr persönliches Experiment ein Buch geschrieben („Auf den Spuren der Freiheit“). Darin wagen sie auch den Versuch einer umfassenden Gesellschaftskritik, setzen sich mit „Freiheit“ und „Demokratie“ auseinander und formulieren am Ende die Utopie einer Welt, in der „Wohlstand ohne Ausbeutung von Mensch und Natur“ Realität ist.
Vor 25 Jahren kam der Begriff des Anthropozäns auf. Dahinter stand die Hypothese, „dass Menschen bereits heute die Erdoberfläche so stark prägen, dass man das in ferner Zukunft noch als geologische Schicht erkennen wird“, so der Geologe und Ethnologe Christoph Antweiler. In einer fast 800 Seiten starken Publikation „Menschen machen Erdgeschichte“ befasst sich der Autor mit der Frage, ob diese Hypothese einer kritischen Überprüfung standhält. Denn eigentlich könnte erst eine Geologin im Quintär, der geohistorischen Epoche nach dem Anthropozän, feststellen, ob das so genannte Anthropozän „mehr war als ein vulgärwissenschaftliches Krisen-Mem des beginnenden 21. Jahrhunderts“. Ist also das Konzept des Anthropozäns heute eher so etwas wie Science-Fiction, die „aus einer angenommenen Zukunftsentwicklung zurückblickt“?
Erfolgsdruck, Krisenmodus und Zukunftsangst herrschen in vielen Unternehmen heutzutage und das gesellschaftliche Umfeld verstärkt die zunehmende Unsicherheit. Alle Beteiligten erleben hohen Stress und der Fokus auf Problemen und eine negative Weltsicht herrschen vor. Absicherndes Verhalten nötigt zu höheren Anstrengungen. „In vielen Unternehmen werden wichtige Entscheidungen, Ausrichtungen, Ziele und Jahrespläne mit viel Aufwand und häufig großer Anstrengung getroffen und erstellt. Diese umfassenden Vorgaben dienen dann als unveränderbare Vorgaben, die für eine möglichst lange Zeit stabile Eckpfeiler sein sollen“, beobachtet der Unternehmensberater Stephan Josef Dick. Und er hält es für die falsche Strategie.
Die Unzufriedenheit mit den Schulen in unserem Land ist groß. Ob man die Erwachsenen befragt (wie im ifo-Schulbarometer) oder die Schüler/innen (wie im Schulbarometer der Robert-Bosch-Stiftung), gute Noten gibt es von keiner Seite. Und die Schule selbst? Eine Schulleiterin stellt fest: „Die lebensfernen Strukturen der Schule führen bei einer zunehmenden Zahl von Kindern und Jugendlichen zu Schulangst, Schulvermeidung, Depressionen oder aber zu Überanpassung mit Spätfolgen.“ In ihrem Buch „Lebendige Schule“ bemängelt die Autorin Regine Köhler, Gründerin und Leiterin der Herder-Schule Pielenhofen bei Regensburg, aber nicht nur, „dass in der Schule immer noch für die Schule gelernt wird, statt für das Leben, und dass SchülerInnen auf schulische Wissensformate ohne Mehrwert für das Leben geradezu abgerichtet werden“. Sie zeigt auch, wie es anders geht.
Sich die Erde untertan zu machen, ist eine alttestamentarische Idee, die sich seit der Renaissance mit einem Bild des Menschen von sich selbst verbindet, das ihn ins Zentrum der Welt stellt. Ausdruck dessen ist vor allem auch unsere westliche Rechtsordnung. „Die Würde des Menschen ist das zentrale Leitbild heutiger europäischer Verfassungen. Die Natur kommt in diesem Leitbild nicht vor“, stellt der Umwelt- und Planungsrechtler Bernd Söhnlein in seinem Buch „Die Natur im Recht“ fest.
Christian Gutsche ist seit 20 Jahren als „Klimakommunikations-Trainer“ unterwegs. Der promovierte Physiker ist überzeugt: „Wirksamer Klimaschutz braucht bessere Kommunikation.“ In einem praxisorientierten Ratgeber zeigt er jetzt, wie man mehr Zustimmung für Klimaprojekte erreichen kann und dabei auch Zielgruppen erreicht, die dem Thema eher weniger abgewinnen können.
Führungskräfte – und nicht nur sie – müssen in ihren Organisationen ständig Entscheidungen treffen. Dabei herrscht der verbreitete Glaube, man könne ex ante, also im Vorhinein, herausfinden, was die „richtige“ Entscheidung wäre. Dass das ein fundamentaler Irrtum ist, gehört sozusagen zu einem der ersten Lehrsätze systemischer Führungsauffassung. Denn tatsächlich kann man nur entscheiden, was entschieden werden muss, weil es weder ausrechenbar ist noch eine von allen Beteiligten bereits geteilte Präferenz darstellt. „Entscheidungen sind als funktionale Äquivalente für fehlende Informationen zu verstehen“, sagen uns Unternehmensberater wie Timm Richter und Torsten Groth. Sie warnen uns vor der klassisch rationalen Idee, dass es bei Entscheidungen um richtig oder falsch gehe, denn das „erhöht das Risiko, zum Opfer von Fiktionen zu werden bzw. Konflikte zu entfachen, die von der Idee der einzig wahren Richtigkeit befeuert werden“.
Wir leben längst in einer Epoche des Kapitalismus, die sich um digitale Technologien und Daten herum aufbaut. Der Techniksoziologe Felix Sühlmann-Faul spricht von Digitalkapitalismus. Er sieht darin die Steigerung eines menschenverachtenden Verwertungsinteresses, das den Kapitalismus seit je bestimmte: „Was zuvor die Anpassung des Arbeitstaktes an die Dampfmaschine und später an die Geschwindigkeit der Laufbänder war, ist heute algorithmisches Management“. Der Unterschied besteht allerdings darin, dass heute die beiden Seiten des Systems – die Tech-Konzerne und die App-Nutzer – einen auch für beide Seiten lukrativen Deal verabredet zu haben scheinen: kostenlose Apps und Dienste gegen persönliche Daten. Sühlmann-Faul sieht die Nutzer vom Amazon, Facebook, Google & Co. deshalb als Gefangene in einem goldenen Käfig und nennt sein aktuelles Buch „Der goldene Käfig des Digitalkapitalismus“.
Ein latent schlechtes Gewissen plagt viele von uns. In irgendeiner Ecke des Bewusstseins wissen wir: „Die ganze Menschheit überstrapaziert das globale CO2-Budget.“ Die Autoren von „Stolpersteine im Klimadialog“, ein Naturwissenschaftler, ein Theologe und ein Industrieberater, sind sich darin einig, dass daraus eine „neue erdgeschichtliche Aufgabe des Menschen“ resultiert. Aber sind sie sich auch darin einig, wie man diese Aufgabe bewältigen könnte?