Brennpunkt Nachhaltigkeit

In der stratum lounge treffen Menschen auf Themen, Worte auf Emotionen, Autor(inn)en auf Leser(innen). Hier bildet sich der aktuelle Nachhaltigkeits-Diskurs ab und Transformationswissen wird lebendig. Diskutieren Sie mit, um die Welt zu verstehen. Bilden Sie sich eine Meinung oder lassen Sie sich verunsichern. Helfen Sie mit, die Dinge auf den Punkt zu bringen.

Im Podcast bringen wir die Themen noch einmal auf den Punkt.



Aufhören, Monopoly zu spielen. Wie Unternehmen die Welt nachhaltig verändern könnten

Am 30.09.2024 um 19 Uhr in der stratum lounge

Angesichts der erkennbaren planetaren Grenzen unseres heutigen Wirtschaftens und Wachsens beklagt der Volkswirt, Manager und Organisationsberater Frank Thun die „unerhörte Ambitionslosigkeit der heutigen Unternehmen“. Die allermeisten Unternehmen spielten heute immer noch Monopoly. „Sie spielen, auch organisatorisch gesehen, ein Spiel des Besitzes. Des Habens und des Nichthabens. Der Macht und der Ohnmacht. Des Arbeitgebers und des Arbeitnehmers. Des Gewinns und der Kosten. Eine Welt des Geldes, der Quantität. Es ist die Welt der einfachen Erklärungen, der vielen Güter und der wenigen Werte, der wenigen Gewinner und der vielen Verlierer.“ Der Autor des Buches „Unternehmen in Grün“ hält das für – ökologisch ebenso wie sozial – ruinös.

 

Zumal längst bekannt ist, wie es anders gehen könnte. Wie man Unternehmen so führen kann, dass es einerseits nicht nur um Profit geht, und andererseits nicht eine Managementhierarchie allein über die Organisation bestimmt. Ausführlich benennt Thun die Organisationsprinzipien und Managementmethoden, die schon heute von progressiven Unternehmen genutzt werden, um Macht demokratisch zu verteilen, Selbstorganisation zu fördern und zielgerichtetes Handeln im Unternehmen zu verbreitern

 

Damit Unternehmen auf ganzer Linie zu Bewahrern unserer ökologischen Lebensgrundlagen werden und auch sozial lebensdienlich operieren, müssen für Frank Thun allerdings drei Voraussetzungen erfüllt sein:

  1. Die Unternehmen müssen sich selbst Ziele setzen, die das gesellschaftlich Wünschenswerte ebenso hoch bewerten wie den Profit.
  2. Der Staat muss viel fordernder auftreten und der Wirtschaft „sektorale und sogar unternehmensspezifische Missionen“ vorgeben, die nachhaltige Ziele verfolgen.
  3. In den Unternehmen müssen interne „Wächter“-Funktionen etabliert werden, um eine demokratische Kontrolle und Legitimierung des Unternehmenshandelns zu ermöglichen.

Der Autor betont, dass dies keinem Systemwechsel in Richtung planwirtschaftlicher Steuerung entspräche, sondern in jeder Hinsicht nur eine Erweiterung und konsequente Fortsetzung bestehender Ansätze. Ein stärkeres staatliches Engagement zum Beispiel sei nichts grundsätzlich Neues. Thun schreibt dazu: „Ohne Zweifel bedeuten Missionen eine aktivere Industriepolitik, als wir das bisher in Deutschland gewohnt sind. Aber Frankreich, Japan und China betreiben seit Jahrzehnten eine sehr viel aktivere Industriepolitik als Deutschland, und auch die USA unter Joe Biden und die EU unter Ursula von der Leyen sind in den letzten Jahren deutlich wahrnehmbar auf diesen Pfad eingeschwenkt.“

 

Und veränderungsbereite Unternehmen praktizieren heute bereits das, was unter dem Schlagwort “neoinstitutionalistische Organisationstheorie“ als Klammer sozial verantwortlicher Managementpraktiken diskutiert wird. Dazu gehört z.B. die Ablösung von Managementhierarchien durch sogenannte Kreisorganisationen, die „eine Fusion aus Hierarchie, Demokratie und selbstorganisiertem Netzwerk“ darstellen. Was nötig ist, um aus solchen Ansätzen ein umfassendes „ethisches Wirtschaftssystem“ entstehen zu lassen, erläutert Frank Thun an diesem Abend. 

 

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